40. Stiftungsfest und Fahnenweihe

Zurück zur Übersicht der Vereinsjubiläen

 

 

Die Wallberger

Verein für Erhaltung der Volkstracht in Egern-Rottach

gegründet 1889

------oooOOOooo------

Bericht über die Veranstaltungen

gelegentlich der

Feier des 40. Stiftungsfestes und der Fahnenweihe

am

29. und 30. Juni 1929

------oooOOOooo------

Dem Verein gewidmet

von Hugo Brandl

 

 

Die Gründung des Vereins " D i e W a l l b e r g e r " erfolgte im Jahre 1889; der Verein konnte somit im Jahre 1929 sein 40-jähriges Stiftungsfest begehen.

Wenn auch die misslichen Zeiten nicht sehr dazu angetan waren, Feste zu feiern, so wollte die Vorstandschaft diesen für den Verein bedeutungsvollen Abschnitt doch nicht sang- und klanglos vorübergehen lassen. Es wurde demgemäss beschlossen, das Jubiläum in kleinerem Ausmasse, als es sonst bei solchen Anlässen üblich ist, zu begehen; insbesondere sollte von der Einladung sämtlicher Bruder- und Trachten-Vereine des Tegernseer Tales wegen der damit für den Verein verbundenen nicht unbeträchtlichen Kosten abgesehen und das Fest im engeren Kreise begangen werden.

Bevor mit der Schilderung der Festlichkeiten begonnen sei, dürfte es zur Geschichte der neuen Fahne nicht uninteressant sein zu erwähnen, dass der 1. Vorstand Peter Schiffmann seit langem den lebhaften Wunsch hegte, dem Verein, wenn irgend möglich, gelegentlich des Jubiläumsfestes zu einer neuen Fahne zu verhelfen. Aber wie? Er sondierte zunächst unter der Hand und auch in einer Versammlung, wie die Stimmung für diesen Plan sei, musste aber zu seinm bedauern erfahren, dass ein diesbezüglicher Antrag kaum eine Mehrheit finden würde. Unter den Gegnern befand sich auch der 1. Bürgermeister Felix Bachmair. Es wurde, nicht mit Unrecht, gesagt, man solle die alte Fahne, die dem Verein seit 37 Jahren vorangetragen wurde, auch in Zukunft in Ehren beibehalten, wenn sie auch, wie zugegeben werden müsse, für die Grösse und das Ansehen des Vereins allzu dürftig geworden sei, zumal in einer Zeit, wo der Geschmack ein anderer geworden und selbst kleinste Vereine prächtigere Fahnen angeschafft haben. Aber, so hiess es, eine alte Fahne und wenn sie noch so unansehnlich sei, habe doch einen weit höheren, weil historischen Wert, wie die schönste neue.

Der Vorstand Schiffmann wollte indes nicht ohne weiteres seinen Plan fallen lassen. Er vertraute sich dem Verfasser dieses Berichtes an und erbat sich dessen Meinung. Aber auch dieser war der eben geschilderten Ansicht. Da Schiffmann klar geworden war, dass der Verein die Mittel zur Anschaffung einer neuen Fahne nicht bewilligen würde, beschäftigte er sich mit dem Gedanken, die Fahne auf irgend eine andere Weise zu bekommen, dies aber vollständig geheim zu halten und dem Verein, ähnlich, wie es der Stifter der ersten Fahne getan, bei der Jubiläumsfeier mit einer neuen Fahne zu überraschen - ein an sich prächtiger Gedanke! Angesichts dieser, so meinte er, würde sich wohl kein Widerstand mehr erheben.

Der Verfasser dieser Zeile legte ihm dar, dass eine vollständige Geheimhaltung eine pure Unmöglichkeit sei; käme die Sache aber vorzeitig an die Öffentlichkeit, so wäre eine Blamage kaum zu vermeiden; man müsse darum die Sache anders aufziehen. Schiffmann liess sich davon überzeugen und betrieb die Angelegenheit wieder mehr öffentlich. Mittlerweile wurde die Stimmung innerhalb des Vereins für das Projekt etwas besser und schliesslich begann sich auch der Herr Bürgermeister dafür zu erwärmen, was diesem hier besonders gedankt sei. Und so stand schliesslich der Anschaffung der neuen Fahne nichts Wesentliches mehr im Wege, bis auf die Aufbringung der Kosten.

Auf Vorschlag des Unterzeichneten wurde an die ausserordentlichen Mitglieder mit einem von ihm verfassten Aufruf zur Gewinnung von Spenden herangetreten. Daneben setzte er sich mit dem Vorstand des Alten Herren-Verbandes des mit den "Wallbergern" seit 35 Jahren befreundeten Corps Vitruvia, Herrn Reichsbahnoberrat Georg Martin in München, in Verbindung und fand bei diesem Herrn die liebenswürdigste Aufnahme und ein offenes Ohr für die Bitte, an sämtliche Angehörige des Corps mit einer Sammlung herantreten zu dürfen. Der vom Schreiber dieser Zeilen entworfene, am Schlusse des Berichtes angeheftete, Aufruf fand die volle Billigung des Corps und wurde in festlicher Aufmachung mit einem extra beigelegten warmen Empfehlungsschreiben des Herr Martin an über 300 Angehörige des Corps übersandt. Das höchst erfreuliche Resultat war, dass das Corps als Ergebnis seiner Sammlung die stattliche Summe von M 400.- überreichen konnte, sodass zusammen mit den Spenden der ausserordentlichen Mitglieder und verschiedener Gönner des Vereins die Kosten der Fahne fast ohne Inanspruchnahme der Vereinskasse aufgebracht wurden.

Nun konnte man an die Ausrüstung des Festes gehen als dessen Termin der 29. und 30. Juni bestimmt wurden. Der Arbeiten waren es viele und es sei hier ausdrücklich dankbar anerkannt, dass sich zahlreiche Mitglieder insbesondere Frauen und Madeln an den Vorarbeiten, wie Binden von Kränzen und Girlanden, beteiligten und bis zum letzten Tage tapfer mithalfen. was besonders erwähnt werden muss, denn daneben liefen auch noch Proben für das aufzuführende Theaterstück, wie nicht minder die gewählten Ehrenjungfrauen mit dem Auswendiglernen des Prologes und der einzelnen Fahnenbänder-Gedichte beschäftigt waren.

Die Stelle der Fahnenmutter hatte in liebenswürdiger Weise Frau Therese Rauchenecker übernommen; als Fahnenbraut wurde Frl. Katharina Strohschneider bestimmt; als Festjungfrauen wurden gewählt:
Frl. Juli Reinhard
Frl. Agathe Köpf
Frl. Rosa Hübsch
Frl. Therese Maier
Frl. Amalie Kerndl
Frl. Maria Hagn.

Das Programm wurde in allen Einzelheiten festgelegt und sah für den 29. Juni einen Begrüssungsabend im Saale des  Gasthofes zur "Überfahrt" und für den folgenden Tag die eigentliche Fahnenweihe vor. Als Festplatz für die feierliche Übergabe der Fahne wurde die Max Josef-Anlage gewählt, wo der dortige Musikpavillion zu einem äusserst wirkungsvollem Ehrentempel mit hohem geräumigen Podium umgewandelt wurde, währnd im anstossendem schönen Garten des Vereinswirtes Anton Kefer zur "Seerose" Platz für ungezählte Gäste und eine grosse Tanzfläche errichtet wurde. Hervorragend hübsche und geschmackvolle Triumphbogen wurden beim "Stachus" und am Eingang zum Festplatz aufgestellt; sie wurden nach Angabe von Kassier Georg Höss durch die Hagrainer und Oberacher Zeche ausgeführt.

 

I.

Der Begrüssungsabend.

So brach endlich der erste Festtag an. Viele Häuser trugen Fahnen- und sonstigen Schmuck, wobei insbesondere das Anwesen des Gründers des Vereins, Herrn Carl Reinhard, sich durch seine reizende Dekoration auszeichnete. Das in den letzten Tagen recht unsichere Wetter, das der Vorstandschaft viele Sorgen machte, erfuhr einen völligen Umschwung: ein herrlicher wolkenloser Himmel strahlte über dem Hergottswinkel, ein Pracht- und Festwetter, wie es schöner nicht zu denken war.

Gegen Mittag wurde am Bahnhof Tegernsee die aus Wies gekommene Deputation des dortigen Zweigvereins der "Wallberger", insgesamt 18 Damen und Herren, an der Spitze der verdiente 1. Vorstand, Herr Viktor Bielz, sowie auch eine Abordnung der Brünner "Wallberger" empfangen und in zwei geschmückten Gesellschaftsautos uns Vereinslokal überführt. Inzwischen waren die letzten Vorbereitungen getroffen und der Saal der "Überfahrt" festlich geschmückt worden.

Schon lange vor Beginn des Begrüssunggsabends war der grosse Saal bis auf den letzten Platz besetzt und für viele Nachzügler gab es nur mehr Stehplätze in drangvoller Enge. Nächst der Bühne nahmen an einer geschmückten Tafel die noch lebenden 9 Gründungsmitglieder und deren Angehörigen Platz, in deren Nähe auch den Wiener und Brünner Freunden ein Ehrenplatz gerichtet war.


------oooOOOooo------

Um 8 Uhr eröffnete die treffliche Tegernseer Musikkapelle unter Leitung ihres Dirigenten Josef Poschenrieder mit einem schneidig gespieltem Marsch den Abend. Nach einem weiteren Musikstück hielt der 1. Vorstand Peter Schiffmann folgende Ansprache, die allgemeinen Beifall fand:

"Hochverehrte, liebe Festgäste!

Als Vorstand des Vereins "Die Wallberger" ist es mir eine ehrenvolle Pflicht, Aie Alle, die zu unserem Feste gekommen sind, herzlichst willkommen zu heissen. Ich begrüsse in erster Linie und freudigen Herzens unsere 9 noch lebenden Gründungsmitglieder, sodann Herrn Bürgermeister Bachmair, unsere verehrten Ehrengäste und all die vielen Freunde, Gönner und Förderer unseres schönen Vereinszweckes, ganz besonders auch unsere lieben Wiener Wallberger, die die weite Reise zu uns nicht gescheut haben und nicht minder auch die Herren Vertreter des hochverehrlichen Corps Vitruvia aus München mit dem treubayerischen, von Herzen kommenden "Grüss Gott"!
Wir stehen heute am Vorabend unseres 40. Stiftungsfestes und es ehrt uns in hohem Masse, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind. Insbesondere ehrt uns Ihr Besuch aber um deswillen, weil wir daraus entnehmen dürfen, dass Sie uns in unserem harten Ringen gegen die mehr und mehr in unser Landvolk eindringende Modernisierung alles Alten und Guten aus besserer Zeit, dass Sie unseren Bestrebungen gegen die Verdrängung und Ausrottung unserer bodenständigen heimatlichen Tracht und gebräuche tatkräftig zu unterstützen gewillt sind. Sie alle, ob alt, ob jung, ob hoch, ob nieder, liefern uns dadurch den untrüglichen Beweis, dass die Liebe zur Volkstracht, zu den Sitten und Gebräuchen des Gebirgsvolkes noch nicht erloschen ist und dass Sie dazu beitragem wollen an ihrer Erhaltung, trotz allem und alledem. Wäre es nicht undankbar von uns, wollten wir uns schämen, eine Tracht hochzuhalten, die unsere Väter und Mütter mit Stolz getragen, wäre es nicht undankbar gegen unsere liebe, treue Heimat, wäre es nicht undankbar auch gegen die Tausende und Abertausende treuer Oberlandler, die für das Vaterland das Leben gelassen haben, wenn wir uns durch undeutsche Bestrebungen dazu verleiten liessen, alles, was uns hoch und teuer ist zu verleugnen und zu begraben? Dies zu verhüten, mit aller Kraft und mit allen Mitteln zu verhüten, ist die Aufgabe unseres Vereins, und wir dürfen uns das Zeugnis ausstellen, dass dieser in den 40 Jahren seines Bestehens alles getan aht, um unser geliebtes Bayerisches Hochland rein zu erhalten von Bestrebungen, die unsere besten Güter zu vernichten geeignet sind. Darum bitten wir Sie alle, die heute hier versammelt sind und sich eines Sinnes mit uns fühlen, helfen Sie uns auch ferner, dass es niemand und niemals gelinge, uns von unseren zielen abzudrängen, helfen Sie uns, dass allezeit und immerdar rein und unverfälscht erhalten bleibe Oberlandler Art und Sitte und damit auch unsere prächtige Volkstracht nach dem schönen Spruch: "Treu dem guten alten Brauch!""


------oooOOOooo------

Nach einem weiteren Musikstück sprach Therese Maier, Weissach (Rainer), den vom Ehrenmitglied, Gewerberat Hugo Brandl, München, verfassten

Festprolog.

Wia i heut früh, wias Tag is wor'n, mach stad mei Fensterl auf
Da werds ma feierli zu Mut, wia da die Sunn' steigt rauf.
So prächti und so wunderbar, und wie sie all's vergold't
So Berg und Tal und Wald und Flur, als wenn sie zoag'n wollt:

Heut guits an ganz an besondern Fest, wo selbst der Herrgott ziert
Sei Landl für an Freudentag, der nia vergess'n wird!
Und wia i' aus'm Haus rausgeh, sich ich wia über Nacht
Der ganze Ort sich festlich g'schmückt und g'ziert in seltener Pracht.

An jedem Haus, ob kloa, ob gross, sixt Fahna weiss und blau,
Und Blumen und Girlanden und Triumphbog'n, schau nur, schau!-
"Warum des aöö's?" fragt oaner mi! Da sag i eahm voll Freud,
Se "Wallberger" - woasst denn des net - de ham Geburtstag heut!

Den fei'rn ms so wia sis' g'hört, wenn oaner vierzig Jahr!
Erscht recht, - wenn er dabei net alt, na, jung bliebn is sogar -
Ja vierzig Jahr sans heuer wor'n da hat a braver Mo'
sich gsagt: "Mit unsrer Volkstracht geht's, so wia ma scheint bergo'.

Es waar do ewi' Sünd und Schad, taat ma si do net rührn,
es wer'n - so denkt er - mehre sei, de des scho lang aa g'spür'n!-
Carl Reinhard hoaßt der brave Mo! Suacht Gleichgesinnte auf,
Und bald drauf heb'n s'den Wallberger Verein stolz aus der Tauf.

Von alle Seit'n werd begrüasst de Arwat, de er macht,
Von alle Seit'n hoasst's: Gottlob, s'kimmt wieder z'Ehr'n die Tracht!
Ja selbst der liabe Prinzregent, der grösste Freund der Berg'
Freut herzli' si' und gratuliert  zu solch an schöna Werk.

Und schreibt:" Halts ja de Trachtn hoch In unserm Boarnland,
Nix schönres gibts wie jung und alt im schmuckn Hoamatgwand!"
Drum bleibt er unvergeßen stets, und so alt er aa' is wor'n:
Für uns herin im Oberland Is er do z'friah no' gstorb'n!

Und gleich dem guat'n alt'n Herrn aa' manch andre Fürstlichkeit
Stellt si mit Ihrem Glückwunsch ei', dass der Verein gedeiht.
Und so is aus dem Baamerl bald a' Baam wor'n gross und stark,
Von inna und von auss'n g'sund, voll Saft und voller Mark.

Und dass er weiter treibt und wachst, soll unser Aufgab sei'
Getreu dem gut'n alt'n Brauch! De Hand darauf! Schlagt's ei! -
Vierz'g Jahr! - In dera langa Zeit is kloa des Hauferl wor'n,
Von dene, de mit so vui Glück De "Wallberger" ham gebor'n.

Habts Dank, es Brave, heut dafür in dieser Feierstund!
I gib mit Ehrfurcht itzt und Stolz laut enkre Namen kund:
Karl Reinhard der 10 lange Jahr die Vorstandschaft hat g'führt,
Und dem vor all'n an erster Stell' heut unser Dank gebührt.

Daneb'n der Jakob Grieblinger, der prächtige alte Herr,
Kaam oaner, der für den Verein so vui to hat wia er!
Und aa' de andern wohl bekannt: Lorenz und Max Bachmeier, Jakob Laule,
Hubert Neuner, Karl Reich, Joseph Stadler und Joseph Steinbacher Die sei'n mit Ehr'n genannt!

Wir grüassen herzli' Euch all Neun! Mögt liabe Freunde, Ihr
Die Treu bewahren dem Verein auch ferner für und für!
Gern zähl'n ma dann den Andrä Popp als trefflich'n Fürstand auf
Und schick'n tausend schöne Grüass eahm heut in Himmi nauf!

Und aa' dem braven Ignaz Greif, der treuli' hat verwahrt
Fast fünfazwanzig Jahr die Kass' und uns von Schuld'n bewahrt!
Un no an Dritt'n grüass ma' nauf: Was hat der Freud uns gmacht
Mit seiner Kunst! - der Kienast is's, aa' eahm sei Dank heut bracht!

Und schau i' mi' no' weita um, fall'n zwoa mir b'sunders ei:
Der Thoma und der Ganghofer, sie wer'n nia vergess'n sei!
Lasst treu uns ehr'n die Toten stets, wia jeden braven Mo#,
Und nehm ma' uns zum Dank dafür allzeit a Beispui dro! -

Und itzt stimm i' a' Loblied o', zum Preis von Herrn Prälat,
Der jeder Zeit mit ganzer Kraft sich für uns ei'g'setzt hat.
Der allem Widerstand zum Trotz so vui zuweg'n hat bracht
Und der a kräftiger Schutzherr is der heimatlichen Tracht!

Aa' an Herrn Bürgermoasta herzlich Dank für die Hilf, die er uns g'leist't
Denn das dös Fest heut mögli' wor'n, des dank ma' eahm zumeist.
Als b'sondere Freud ham ma erlebt, daß selbst in Österreich
Die "Wallberger" ham Boden g'faßt und uns die Hand ham g'reicht.

Und dort im schöna Wean an Zweig, der kräftig blüaht, ham gründ't.
Geb's Gott, daß bald ganz Österreich den Weg zu Deutschland findt!
Z'letzt bleibt ma' no' a liabe Pflicht: I griaß mit Herz und Hand
Das werte Corps Vitruvia und sein Alt-Herrn-Verband,

Die uns seit fünfadreissig Jahr treu Freundschaft g'halt'n ham!
Mög's bleib'n in aller Zukunft so - ja, halt ma weiter z'sam. -
Gar vuiis g'schehg'n de vierz'g Jahr, was ma net alles siecht,
Doch manches aa' was uns zeitleb'ns net kimmt mer aus'm G'sicht.

Zum Beispui hoch am Wallberg drob'n sehgns wir in Gottes Näh'
A' herrlich's majestätisch Kreuz weit grüassend Tal und See.
Die Wallberger warn's die es erricht't des prächtige Gottesmal.
Und hier sei dankbar aa' gedacht der Spender ohne Zahl.

Im ganz'n Umkreis fern und nah gab jed's sei' Scherferl gern,
Bis dass das Werk vollendet war zu Ehren unseres Herrn.
Der Schlossermeister Joseph Popp hat's gmacht des Meisterstück
Und aufg'stellt dann in wenig Tag mit Fleiss und grossem G'schick.

Und als ma's anno zwoaraneunz'g ham feierlich enthüllt,
Da war der "Wallberger" schönster Wunsch mit Gottes Hilf' erfüllt! -
Noch eines liaben braven Freund's sei gern dabei gedacht
Des guat'n Theodor Neumayer, der uns de Freud hat g'macht

Und uns die erste Foh' hat g'schenkt an jenem Jubeltag,
Die neben unserer neuen Foh' no recht lang flattern mag. -
Vue Schöns hat uns die Zeit no' bracht, was i' heut aufzähl'n sollt!
Vie schönes war no' vorbereit't - Doch Gott hat's anders g'wollt!

Urplötzli' war des Unglück da, es brach der Weltkriag aus!
und Weh und Jammer riesengross kehrt ei' in jedes Haus.
Und als das Mord'n war zu End, deckt tausende fremde Erd' -
Auch Fünfadreissig "Wallberger" san nimmer wiederkehrt!

Am Wallberg ham ma ihna drob'n a schlichtes Marterl g'richt
Sie heut und alle Zeit zu ehr'n, sei unsere heiligste Pflicht.
A' kurz' Gedenken lasst uns itzt in dieser Stunde tun:
Gib Ihnen, Herr die ewige Ruh, laß Sie in Frieden ruhn! -

Jtzt aber woll'n ma wiederum froh in die Zukunft schau'n
Und allerorts und jederzeit an guat'n Stern vertrau'n.
Und uns gelob'n mit Herz und Hand stehts treu ergeb'n zu sein,
In Freud und Leid, zu jeder Zeit dem Wallbergerverein!

Lasst heut es uns versprech'n laut, zu sorg'n mit aller Macht,
Dass allwei' uns erhalt'n bleibt die schöne Hoamattracht.
Ihr Männer alt und jung, ihr Frau'n, lasst's net im Kast'n drinn
Des schöne G'wand! Schmückt's Euch damit nach unserer Väter Sinn!

Heraus mit Euerm alt'n Schmuck, mit Miada und mit G'schnür
Und setz'st des greane Hüatl auf mit Adlerflaam und Schnür.
Und nacha schaugt's in Spiagl nei, wias Enk so schö' habt's g'macht,
Na sagt's g'wiss selm: Nix schöners gibts wia unsa Hoamattracht!

Drum no mal: raus, damit's Enk z'letzt net d'Schabn no fressen z'samm!
Ja waar net aus! - Doch Spass beiseit, versprechts es all mit' samm
Dass Ihr in aller Zukunft auch treu bleibt's dem alten Brauch!"


Der Prolog war dank der deutlichen und kräftigen Aussprache der Vortragenden bei lautloser Stille im ganzen Saale verständlich. Ein erhebender, tiefergreifende Augenblick war es, als die Sprecherin zu einem kurzen Gedenken für die 35 im Weltkrieg gefallenen Mitglieder aufforderte. Die ganze Versammlung erhob sich, während die Musik die Weise vom "guten Kameraden" spielte und draussen am See der Ehrensalut geschossen wurde. Wohl kein Auge blieb bei diesem zu Herzen gehenden Gedenken trocknen!


------oooOOOooo------

Es folgten wieder einige Musikstücke, worauf der 2. Vorstand Korbinian Kandlinger die vom Verein bestätigten Ehrungen mit folgender Ansprache vornahm:


"Verehrte Festgäste liebe Wallberger!

Das Jubelfest unseres Vereins ist uns ein freudiger Analss, aller jener Männer in Dankbarkeit zu gedenken, die teils seit der Gründung, teils durch lange Jahre hindurch dem Verein erspriessliche Dienste geleistet und so zu dessen Blühen und Gedeihen wesentlich beigetragen haben.
Ich nenne hier in erster Linie den Mann, von dem die Anregung zur Gründung der "Wallberger" ausgegangen, Herrn Carl Reinhard, der somit als der eigentliche Vater des Vereins anzusprechen ist, 10 Jahre dessen 1. Vorstand war und bis zum heutigen Tage allzeit dem Verein ein hervorragender Förderer gewesen ist. Der Ausschuss hat deshalb mit Einstimmigkeit beschlossen, Herrn Carl Reinhard zum Ehrenvorstand zu ernennen und ihm hierüber eine Urkunde mit nachstehendem Wortlaut zu überreichen:


""Hochverehrter Herr Reinhard!

Die Wallberger, Verein zur Erhaltung der Volkstracht in Egern-Rottach, gedenken am Tage ihres 40. Stiftungsfestes mit besonderer Dankbarkeit und Hochschätzung ihres Gründers, der volle 10 Jahre hindurch als 1. Vorstand in unermüdlicher, hingebungsvoller Arbeit dem Verein aus kleinen Anfängen zu seiner heutigen, geachteten Stellung emporgehoben hat. In Anerkennung dieser Verdienste hat der Ausschuss einmütig beschlossen, Sie am heutigen Festtag zu seinem

Ehrenvorstand

zu ernennen und bittet Sie diese Auszeichnung gütigst annehmen zu wollen. Er bittet Sie aber auch, dem Verein auch fernerhin mit Rat und Tat beizustehen, ihm mit demselben warmen Herzen, wie in den vergangenen 40 Jahren, die Treue zu halten und ihm auch weiter der unentwegte Förderer seiner Ziele zu bleiben. Möge es dem Verein gegönnt sein, Sie noch ungezählte Jahre in gleicher Frische und Schaffensfreude als "Ersten Wallberger" in seinen Listen verzeichnen zu dürfen. Mit vorzüglicher Hochachtung und dem Gruss "Treu dem guten alten Brauch"

ergebenst Der Ausschuss.""

Sodann gedenken wir aller übrigen Gründungsmitglieder aufs herzlichste, denen der Verein durch ein eigenes, zu diesem Zwecke geschaffenes, silbernes Ehrenzeichen mit einem Anhänger und der Zahl "40" nebst einer Besitzurkunde seine Dankbarkeit beweisen möchte. Es sind dies die Herren:
Jakob Grieblinger, Rottach
Lorenz Bachmair. Weissach
Max Baxhmair, Egern
Jakob Laule, Tegernsee
Rupert Neuner, Rottach
Karl Rauh, Tegernsee
Josef Stadler, Rottach
Josef Steinbacher, Tegernsee

Ferner hat der Ausschuss beschlossen, nachstehende Mitglieder für ihre vielfachen Verdienste zu Ehrenmitgliedern zu ernennen:
Herrn Reichsbahnoberrat Georg Martin, Vorstand des Alten Herrn-Verbandes des Corps Vitruvia zu München, für seine hervorragenden Verdienste bei der Beschaffung der neuen Vereinsfahne,
Herrn Bürgermeister Felix Bachmair, Rottach
Herrn Prälat Johann Haindl, Egern
Herrn Viktor Bielz, Vorstand der Zweigvereins der "Wallberger", Wien
Herrn Josef Bachmair, Weissach
Herrn Johann Stadler, Rottach
Herrn August Weilhammer, Schwaighof
Herrn Jakob Kiechl, Kalkofen
Herrn Hans Betz, Hagrain
Herrn Wilhelm Grad, Tegernsee
Herrn Georg Niesel, Tegernsee

Endlich freuen wir uns auch heuer wieder einer Anzahl von Mitgliedern die Ehrenurkunde für 25 jährige Mitgliedschaft überreichen zu dürfen. Es sind dies die Herren:
Peter Crepatz, Rottach
Johann Erlacher, Rottach
Richard Laule sen., Rottach
Peter Rixner sen., Rottach
Johann Huber, Egern
Karl Leitner, Egern
August Weilhammer, Schwaighof
Max Wolf, Schwaighof
August Hatzl, Ringsee
Joseph Graßl, Abwinkl
Alois Höß, Gaulan
Georg Schmiseck, Kreuth
Heinrich Rothschild, München
Georg Martin, Augsburg
Leo Slezack, Wien
Arthur Georgi, Berlin

Der Vorstand schloss seine Ansprache mit folgenden Worten: "Alle Mitglieder, die wir am heutigen Tage ehren durften, bitten wir herzlich, dem Verein auch ferner treu zu bleiben und ihn kräftig zu unterstützen in seinem schönen Ziele der Erhaltung unserer schmucken Heimattracht. Und nun bitte ich die verehrten Anwesenden mit mir einzustimmen in den Ruf: Unsere lieben Gründungsmitglieder und alle übrigen heute ausgezeichneten, verdienstvollen Wallberger, sie leben hoch, hoch, hoch!" (Tusch der Musik).

(Die Adresse für den Ehrenvorstand Reinhard ist ein Meisterstück buchgwerblicher Arbeit und wurde nach Entwurf des Unterzeichneten in der E. Mühlthaler's Buch- und Kunstdruckerei G.m.b.H. und in der Grossbuchdruckerei von Grimm & Bleicher, (beide in München und Mitglieder des Vereins) hergestellt; sie gereicht sowohl dem Verein, wie den Herstellern zur Ehre. Die Ehrenzeichen für die übrigen Gründungsmitglieder fertigte, ebenfalls nach einer Idee des Unterzeichneten, die Firma Leopold Lerch in München. Die Auszeichnungen wurden den damit Beehrten von Ehrenjungfrauen übergeben).


------oooOOOooo------

In seinem, wie im Namen der übrigen Gründungsmitglieder dankte Herr Reinhard mit herzlichen Worten für die überraschenden Ehrungen und versprach auch weiterhin und allezeit für die schönen Ziele des Vereins einzutreten und wirken zu wollen.


------oooOOOooo------

 

Nach diesem Ehrenakt gab der 1. Vorstand der "Wiener Wallberger", Herr Viktor Bielz, bekannt, dass der Verein den nachstehenden Mitgliedern des Stammvereins Rottach, folgende Auszeichnungen verliehen hat;

Zu Ehrenmitgliedern wurden ernannt:
Herrn Bürgermeister Felix Bachmair in Rottach
Herr Gewerberat Direktor Hugo Brandl in München.

Mit silbernen Ehrenringen wurden bedacht:
Herr Ehrenvorsitzenden Carl Reinhard, Rottach
Herr 1. Vorstand Peter Schiffmann, Rottach
Herr Ehrenmitglied und 1. Zeugwart Ludwig Baumgartner, Rottach
Herr Ehrenmitglied Peter Buchberger, Hagrain.

Ferner gab Herr Bielz bekannt, dass der Ritterorden des Weissen Kreuzes in Wien folgende Mitglieder des Stammvereins mit der Wildburgmedaille ausgezeichnet und ihn mit deren Übergabe beauftragt habe:
Herr Ehrenvorsitzenden Carl Reinhard, Rottach
Herrn Zeugwart Ludwig Baumgartner, Rottach
Herrn Jakob Kiechl, Kalkofen


------oooOOOooo------

Nach einer längeren Pause folgte sodann die Aufführung des einaktigen oberbayerischen Lustspiels "s'Wallberger Miadei" von Quirin Kienast, das bei dem trefflichen Zusammenspiel aller Mitwirkenden allgemeine Heiterkeit und grossen Beifall auslöste. Die Besetzung der Rollen war folgende:

Der Karnerbauer ................................ Michael Stoib sen.
Sepp, dessen Sohn ........................... Johann Kandlinger
s'Wallberger Miadei ............................ Rosa Hübsch
Eggin, ihre Mutter ............................... Elise Gässl
Veitl, Miadeis Bruder, ein Kühbub ....... Max Kienast
Dr. Bindl, ein Turist aus Berlin ............ Simon Pramstaller
Nandl, eine Sennerin .......................... Therese Maier


------oooOOOooo------


Nach einigen Musikvorträgen richtete der 1. Vorstnad Schiffmann an das Ehrenmitglied Hugo Brandl folgende Worte:


"Hochverehrter Herr Gewerberat!

Anlässlich unseres 4. Stiftungsfestes möchten wir nicht versäumen, unserem hochverehrten Vereinsdichter und Ehrenmitglied, Herrn Gewerberat Hugo Brandl, für seine unermüdliche, treue Mitarbeit aufs herzlichste zu danken. Seit 30 Jahren waren Sie als unentwegter Förderer unserer Ziele tätig; Sie haben durch Ihre unübertrefflichen Leistungen wesentlich dazu beigetragen, unseren Verein nach aussen zu heben und weit über Bayerns Grenzen hinaus bekannt zu machen und ihm Achtung und Ansehen zu verschaffen. So werden Sie uns für alle Zeiten ein unvergessliches Vorbild bleiben und wir ersuchen Sie darum zum Zeichen unserer Anerkennung Ihrer Verdienste dieses bescheidene Geschenk als Symbol unserer schönen Heimattracht entgegen nehmen zu wollen. Wir wünschen Ihnen von ganzem Herzen, dass Sie, sowie Ihre geschätzte Frau Gemahlin noch ungezählte Jahre gesund und lebensfrisch in unserer Mitte weilen und uns auch weiterhin in unseren Bestrebungen unterstützen werden. Ich ersuche alle "Wallberger" auf das Wohl unseres lieben Jubilars das Glas zu erheben und mit mir einzustimmen in den Ruf: Herr Gewerberat Brandl lebe hoch, hoch, hoch!"

(Das Geschenk bestand aus einer Teepuppe, darstellend eine Tegernseerin im Schalkgewand, eine entzückende kunstgewerbliche Arbeit, die von Frau Magdalena Schiffmann ausgeführt wurde und ausserdem noch von einem Geschenkkorb mit köstlichem Inhalt begleitet war.)


------oooOOOooo------

 

Später sprach Herr Reichsbahnoberrat Martin seinen Dank für die Ernennung zum Ehrenmitglied aus und versprach, dass das Corps Vitruvia, wie seit 35 Jahren auch ferner in treuer Freundschaft mit den "Wallbergern" verbunden bleiben werde.


------oooOOOooo------

 

Im weiteren Verlauf des Abends ergriff Herr Bürgermeister Bachmair das Wort, um seinen Dank für die Ehrung auszusprechen und seiner Freude über den schönen so gelungenen Abend, der alle anspornen möge, die Ziele der "Wallberger" immer und überall kräftig zu fördern, Ausdruck zu geben. Grosser Beifall folgte seinen kernigen Worten.

Einen besonderen Genuss bereiteten den Festgästen sodann die Almgesänge der Oberacher Sänger, die für ihre trefflichen Darbietungen stürmisch bedankt wurden, nicht minderen Beifall erntete Frl. Anni Kienast, die mit ihren Schülern durch reizende Zithervorträge erfreute und zu verschiedenen Dreingaben veranlasst wurde.


------oooOOOooo------


Hierauf erschien Fräulein Friedl Baumgartner auf der Bühne, um dem Verfasser dieser Zeilen in launigen, von Oberlehrer Spöttl gedichteten, Versen zu ehren. Das Gedicht, das von der Sprecherin mit schelmischen Humor ausgezeichnet vorgetragen wurde, hatte folgenden Wortlaut:

"Grüass Enk God, alle mitanand,
Deandln und Buabn und Weibats und Mand"
Jetzt passt's a' weng auf und lust's a'weng zua,
Es dauert net lang, na habt's wiada a' Ruah!

De Wallberger Chronik als schö' is bekannt,
Ma findt Intressantes drin gar allahand:
Bericht' über Ehrung und Feiern und Bsuach,
Und Buidln und Kart'n - alloa scho a Buach.

Doch was uns so wertvoll die Chronik halt macht,
Dös san de Gedichtln, die's jeds Jahr hat bracht,
I brauchs wohl net her z'sagn, es kennt's es ja eh,
Habts zuagschickt do kriagt ja alle von je.

Ganz gwiss habt's Enk gfreut und oft drüber glacht:
Doch wenn i jatzt frag, wer hat de all gmacht?
Woass'S net, ob net manches verleg'n taat wern,
Drum sag i's - glei selber und nenn Enk den Herrn.

De hat nemli gschrieb'n seit dreiss'g Jahr a Mandl,
A' Mitglied von uns, der guat Hugo Brandl.
Zwar is er koa da-iger, is z'Minka zu Haus,
Doch guit er uns gleichvui, des macht uns nix aus.

I hab mi stets gwundert wenn kemma oans is,
Wia der brave Mo' stets was neues hat gwisst.
Sei's gwen a' Neujahrsgruass oder zum Ball,
Oder zu irgend an anderen Fall.

Und wo er's oft naufgschriebn hat, no guate Nacht!
Net eppa grad wia ma sunst so was macht,
Ja gar koa Idee! Er hat alle Jahr
Was anders erfunden, was nia no' da war!

Mit hochrota Nas'n hat's da Postillon blas'n,
A' verschossena Huat, der war eahm net z'guat,
Auf' Janker, auf d'Hosn auf d'Westn und Leibi,
Auf's Miada und Schürzei und s'Röckerl vom Weibi.

Auf d'Wiagn hat er's gschriebn, auf'n Kast'n, ins Bett,
Sogar aa' auf des, was drunter meist steht -
"Na, so was!" werd's sagn itzt, ihr liab'n Leut -
Doch neamad hats gärgert, an jed'n hats greut.

Drum wolln ma aa' alle beim heutign Fest
Eahm danken von Herzen aufs allerbest.
Wia soll ma am bestn aber sagn unsern Dank?
Vor allem bleib gsund und wer niamals uns krank.

Wennst aa' scho bei Jahr'n wiast selm amol klagst -
So lanf is net gfeit, so langst's selber Du sagst.
Und wenn aa' scho graab is Dei Kopf umadum
Dei Herz des da drin hast, is dengerscht no jung.

Und dass stets a'so bleibat, des war uns halt recht,
Und iatzta hör zua, was i bitt'n Di möcht:
Für alls was D' uns gmacht hast, z'Neujahr und zum Tanz;
Nimm, liaba Hugo Brandl, nimm o' hier den Kranz! -

Und iatzta zum Schluss an Euch druntn a' Bitt:
Ös wisst's ja, wia's allwei bei de Wallberger Sitt,
Wenns oan', der's verdeant hat, recht kräfti wolln ehrn,
Na bringa a' Hoch eahm d'Fraun, d'Madln und d'Herrn.

Des werd selbstverständli aa' iatzt wieda to',
Auf, Manda und Weibaleut, zu Ehrn von dem Mo!
Nehmts Gläser in d'Hand, in d'Luft schreit's a' Loch:Unser liaba Hugo Brandl, er leb' dreimal hoch!"


Der so Gefeierte dankte mit herzlichen Worten für all die ihm erwiesenen Ehrungen und versprach, auch ferner, nach Kräften wie bisher für den Verein und seine schönen Ziele tätig zu sein.


------oooOOOooo------

 

Den Rest des Abends füllte die Musikkapelle aus, deren schmissiges Spiel bei Einheimischen, wie Fremden allseitiges Lob fand.

Es war bereits Mitternacht vorüber, als man den Heimweg mit dem Bewussrsein antrat, einen prächtigen, echt bodenständigen Abend verlebt zu haben, wie sie nur in unserem schönen Oberland geboten werden können.

Ein wundervoller Sternenhimmel wölbte sich über den See und liess auch für den Haupttag gleich schönes Wetter erhoffen.-

 

----------oooOOOooo----------

 

II.

Die Fahnenweihe

Da war es denn eine bittere Überraschung, als am fürhen Morgen des 30. Juni der Himmel voller Wolken hing und ein ergiebiger Schnürlregen fiel. In gezierten Wagen wueden die Gründunggsmitglieder zum Sammelplatz des Festzuges - Gasthof "zur Post" - gebracht, wo ihnen und den Ehrenjungfrauen ein kurzes Frühstück mit Wein kredenzt wurde. Es war ein schmerzlicher Anblick, als die Trägerinnen der schönen und historischen Trachten mit aufgespannten Regenschirmen sich einfanden und nur mit Mühe ihre Kostbaren Gewänder vor dem Regen schützen konnten. Doch der Himmel hatte zunächst ein Einsehen: als der Festzug sich in Bewegung setzte, hatte es zeitweise zu regnen aufghört.

Der Zug wurde eröffnet durch Steiger der freiwilligen Feuerwehr. Dann folgten:

  1. Die Gebirgsschützenkompanie
  2. Die neue, noch verhüllte Fahne, getragen von Festjungfrauen im Schalk
  3. Die Fahnenbraut mit zwei Begleiterinnen
  4. Die Fahnenmutter mit zwei Festjungfrauen mit den Erinnerungsbänder
  5. Drei Festjungfrauen mit dem für den Patenverein "Die Hirschbergler" von Reitrain und dem für die Wiener Wallberger bestimmten Bändern, sowie mit dem Trauerband für die Gefallenen.
  6. Der Patenverein mit Fahne und Musik
  7. Der Trachtenverein "Neureuther" von Gmund
  8. Der Trachtenverein "Leonhardsteiner" von Kreuth
  9. Der Trachten verein "Bayerischzeller" von Bayrischzell
  10. Die Freiwillige Feuerwehr mit Standarte
  11. Der Veteranen- und Krieger-Verein, Rottach-Egern
  12. Der Arbeiterverein Egern
  13. Der Burschenverein Rottach
  14. Der Turnverein Rottach
  15. Der Arbeiterverein Schwaighof
  16. Der Verein "Concordia" Weissach
  17. Die Festmusik in alter Tegernseer Tracht
  18. Die Deputation des Corps Vitruvia, München
  19. Die Deputation des Vereins "Die Wiener Wallberger", Wien
  20. Die alte Fahne, getragen und begleitet von Gründungsmitgliedern
  21. Eine historische Gruppe in alten Trachten
  22. Die Gründungs- und Ehrenmitglieder des Vereins
  23. Der Festverein, die Mannerleut in kurzer Hose, die Weiberleut mit seidenen Tüchel und Schnurhut.

Es war ein ungemein farbenprächtiger Zug, der sich zur Pfarrkirche bewegte, woselbst nach einem Gottesdienst die feierliche Weihe der Fahne nach kirchlichem Zerimoniell und einer gehaltvollen Ansprache durch HH. Kooporator Messmeringer erfolgte, wobei der Verein "Die Hirschbergler" die Patenstelle übernommen hatte.

Hierauf wurde an der Kriegergedächtnisstätte ein großer Lorbeerkranz "Den Gefallenen ders Vereins - Die Wallberger" vom Vorstand Schiffmann mit folgenden Worten niedergelegt:

"Ehe wir das Gotteshaus verlassen, sei es uns eine Ehrenpflicht, unserer im Kriege gefallenen Vereinskameraden und heimatgetreuen Mitstreiter zu gedenken, die in heiliger Begeisterung hinausgezogen sind, um Vaterland, Haus und Hof vor einer Welt von Feinden und ihren schwarzen Horden zu schützen und dabei ihr junges Leben hingegeben haben, für alles, was ihnen lieb und teuer war. Nicht minder denken wir dabei auch derjenigen im Gebete, welche zu Hause der irdischen Heimat Lebewohl sagen mussten. Bewegten Herzens legen wir diesen Kranz an ihrem Denkmal nieder und senken zum ersten Male unsere neue Fahne vor Ihnen! Ruhet sanft in Frieden der ewigen Heimat!"

Unter Böllerschüssen senkte sich die Fahne, worauf von der Musik das Niederländische Dankgebet gespielt wurde.

Als der Zug sich zum Rückmarsch formierte, setzte heftiger Regen ein und bei der Ankunft auf dem Festplatze, sowie während des ganzen Aktes der Fahnenübergabe und der Verteilung der Erinnerungsbänder goss es in Strömen und der Regen trommelte derart auf die unzähligen Regenschirme, dass nur die ganz vorne Stehenden etwas verstehen konnten.

 


------oooOOOooo------


Der 1. Vorstand begrüsste zunächst die Versammelten mit folgenden Worten:

"Sehr verehrte Vereine und Festgäste!

Es ist mir eine besondere Freude, als Vorstand unseres Wallberger Vereins, Euch Allen ein herzliches "Grüss Gott" entgegen zu rufen. -

Vor 40 Jahren, am 24. März 1889, legten 36 biedere Männer den Grundstein unseres heutigen Festvereins. Klein war die Schar der Gründer, doch um so grösser das Ziel ihrer Aufgabe: die Erhaltung alter Trachten und Sitten unserer Väter. Leider ist es nicht allen diesen Braven vergönnt, mit uns den heutigen Tag zu feiern; nur noch wenige stehen als Kern in unserer Mitte und ihnen gilt mein erster Dank. Segen ruhte auf ihrer Arbeit, was uns die jetzige Grösse und Entfaltung des Vereins zeigt. Nicht nur aus unserm Heimattal stammen seine Mitglieder, sondern auch weit darüber hinaus, in der alten Donaustadt Wien blüht ein Zweigverein die "Wiener Wallberger" und in unserer Landeshauptstadt ist es das verehrte Corps Vitruvia, das uns seit mehr als 30 Jahren in treuer Freundschaft zur Seite steht. Auch diesen beiden unseren herzlichsten Dank. Ein Zeichen für das Freundschaftsverhältnis, das uns mit den heimischen Trachtenvereinen verbindet, ist auch die Übernahme der Patenstelle durch den Bruderverein "Die Hirschbergler", dem ich ebenfalls meinen wärmsten Dank aussprechen möchte. -

Schon vor 40 Jahren war der Kampf um die heimische Tracht ein schwerer und darum machten sich die Gründer des Vereins zur Pflicht, Heimatsitten und bodenständige Gebräuche vor dem Verfall zu retten. Auch unser damaliger Landesherr, S.K.H. Prinzregent Luitpold von Bayern, unterstützte den Verin in seinen Bestrebungen, indem er das Protektorat über denselben gütigst übernahm. -

Am 14. August 1892 fand der Verein einen edlen Spender der Vereinsfahne, Herrn Theodor Neumayer aus München. - Was die Fahne als Zeichen der Eintracht im engeren Sinne verkörpert, wurde durch die Errichtung des Wallbergkreuzes am gleichen Tage nach aussen hin als Wahrzeichen für alle ergänzt. Harmonische Zusammenarbeit und friedliche, sonnige Tage liessen den Verein zu einem mächtigen Stamm erstarken, bis 1914 die schweren Stürme des Weltkrieges hereinbrachen. Auch aus unserer Mitte zogen viele Kämpfer in Feindesland und leider durften 35 Helden unsere schöne Bergwelt nicht mehr schauen. Kaum waren die schweren Wunden des Weltkrieges für unseren Verein vernarbt, da stellte sich in der Modernisierung der Kleidung in der Nachkriegszeit der bodenständigen, kulturellen Aufgabe ein weiterer Hemmschuh entgegen. Schwer ist es für den Verein, in der heimischen Bevölkerung diesen Gegenstrom einzudämmen, doch hoffen wir, dass unser Gebirgsvolk sich seiner väterlichen Scholle bewusst bleibt und uns in unserem edlen Bestreben, der Erhaltung der Tracht, allezeit tatkräftig unterstützt. -

Möge auch die neue Fahne gleich unserem guten alten Panier den Stürmen und gefahren der Jetztzeit gewachsen sein und für dauernde Zeiten treue Anhänger finden. Zum Schlusse ein recht herzliches Vergelts Gott allen denen, die mit Rat und Tat mithalfen an der grossen Arbeit für den heutigen Tag, vebunden mit der Bitte, dass ihnen stets unser Wahlspruch in Erinnerung bleibe: "Acht Euerer Väter Sitt und Tracht!"


------oooOOOooo------


Hierauf trat Julie Reinhard vor und sprach mit grosser Wärme und schönem Ausdruck den folgenden von HH. Prälat Johann Haindl gedichteten Festspruch:

"Wenn's Tal im Norden noch so rauh
Und  s'Dörferl noch so klein,
Wenn Eis und Schnee das ganze Jahr
Und auch kein Sonnenschein:
Das Kind vom Norden weint und klagt,
Wenn's aus der Heimat muss,
Ihr gilt der letzte nasse Blick,
Ihr gilt der letzte Gruss.

Und hier am alten Edelstein
Vom schönen Bayerland,
Wo Wald und Berge, Weis und Au
Und grüner Wellenstrand,
Wo's Kreuz vom hohen Wallberg blitzt
Und lichter Sonnenschein
Hinunter grüsst zum Tegernsee
So schmuck und licht und rein,

Wo's alte Kloster Weringars
In jedes Auge lacht
Und ihm erzählt von großer Zeit,
Von deutscher Kunst und Pracht,

Wo deutsche Sitte, deutsche Tracht
Die letzte Heimstätt findt:
Ich frag Euch ob dies Heimatland
Die Fahne dort verdient?

Ja, Heimat, Du, Du trautes Tal,
Du einzig Flecklein Erd',
Du bist uns mehr als deutsches Geld
Und deutsches Opfer wert.
Drum flattre froh noch 40 Jahr
Am See, am lichten Strand,
Du sollst der Welt ein Dolmetsch sein
Der Lieb zum Heimatland.

Und wenn wie selber nicht mehr sind,
Wenn uns das Grab umfasst,,
Dann neige Dich zum letzten mal
Und küss' die letzte Rast!
Hoch Fahne! Unser Willkommgruss
Und hier zum Schwur die Hand:
In Treue fest zum Heimatgau
Treu Dir mein Heimatland!"

 

------oooOOOooo------

 
Nunmehr heftete die Fahnenmutter Frau Therese Rauchenecker das von ihr gestiftete Fahnenband mit folgenden, von Herrn Oberlehrer Spöttl verfassten Versen an die Fahne:

"Zur Fahamuatta habt's mi' gwählt,
A' grosse Ehr anto';
A' Kind habt's mir in Arm nei glegt,
Des sehg'n si lassn ko'.

Drum bin i narrisch stolz aa' drauf,
Wer wollt mir das verargn,
A richtge Muatta muass ihr Kind
Do gern habn und versorgn.

Zwar san de Muattafreudn kurz,
Denn kam nach der Geburt,
Kaam, dass i s'Kindl hab begrüasst,
Muass' aa' scho' wieda furt.

Doch kimmt's i woass', in guate Händ
Und dient an guat'n Zweck
Drum halt i s'ss' net länger z'ruck,
Gib's dazua ganz gern weg.

I bitt. Wallberger, halt's in Ehrn
Die Fahn und bleibt's ihr treu.
Und Dir sag i des oane blos:
Vergilt die Treu mit Treu!

Rausch stolz stets über den Verein,
Geh leuchtend eahm voran,
Freu Di' mit eahm und zoag die Freud
Durch lustig's Flattern an!

Und kummt amol a schware Zeit,
Sei's Kummer oder Schmerz,
Na' steh eahm bei aa' in sei'm Leid
Richt wieda auf sei' Herz!

Werd gar amol a' Mitglied liab
Vom Herrgott g'rufn ab,
Na' tröst die Hinterbliebenen
Und senk Di' auf sei' Grab.

Und jatzt ziahg hi' in Gottes anm',
Vergiss Dei' Muatterl nit
Nimm zur Erinnerung des Band
Und aa' mei'n Segn mit!

Und Du, liab Himmivata, hör':
Beschütz mei' liabes Kind,
Dass i's amal an meinem Grab
No' so, wia heut vorfind!"

 

------oooOOOooo------


Sodann sprach die Fahnenbraut, Fräuleib Katharina Strohschneider, die nachstehende, von Herrn Prälat Haindl verfasste formschöne Dichtung und schmückte die Fahne mit dem von ihr gestifteten Festband:

"Lang ist es her, lange 40 Jahre,
Da pflanzten brave Männer hier im Gau
Ein Bäumchen klein und zart, ein Heimatsbäumchen
Auf gutem Grund, auf altem Vätergrund.
Und's Bäumchen wuchs von Jahr zu Jahr
Und heute steht es da als wucht'ger Baum,
In dessen Schatten sich die Enkel lagern.
Nicht die Enkel blos, grosse deutsche Männer,
Deutsche Frauen, Dichter, Denker, Fürsten
Schrieben ihren Namen in die Rinde ein
Und labten sich an deutscher Liebe, deutscher Kraft,
An deutschem Sinn und echter deutscher Sitte.

Ja, treu den Heimatsitten, treu dem Vaterbrauch!
So scholl es hier vom Wallberg, unserm Heimatberg,
Volle 40 Jahre und das Echo schwoll
Hinaus zum Tegernsee, hinaus ins weite Land!
Bis hin zum Donaustrand, zur alten Kaiserstadt,
Zum schönen Wien - bis hin zum Meeresstrand
Reckt keck und frisch der Wallbergbaum
Liebkosend seine wetterstarken Äste. ---
Viel Schönes hat der Wallbergbaum gesehen
Die Zeit des Friedens, eine schöne Zeit!
Wo noch das Reich so mächtig stark und gross,
Wo sich der Leu noch in der Freiheit sonnte -
Und manches schöne Fest hat er geschaut:
Wisst iohr es noch - ein schöner Herbsttag war's,
Als hoch am Wallberg uns das Kreuz begrüsste?
Und heute grüsst es doppelt froh hernieder,
Wo wir zum Jubelfeste uns vereint,
Und vor der Fahne stehen, die Lieb und Treu
Verkünden soll den kommenden Geschlechtern. ---
Gar liebe Bilder flocht die Kunst hinein:
Die Heimatkirche und den Riederstein,
Den Wallberg mit dem Kreuz und s'liebste Kleinod,
Den schönsten Edelstein vom ganzen Gau -
Maria mit dem Kinde, unsre liebe Frau!

Kommt, nehmt die Fahne, welche Priesterhand
Im Heimatkirchlein weihte für das Heimatland!
Tragt's ihn Ehren fünfzig Jahr!
Tragt's in Ehren immerdar!
Treu dem alten Väterglauben -
Niemand soll uns diesen rauben!
Treu den Bräuchen und den Sitten,
Trachtenflucht wird nicht gelitten!
Dies soll heute im Verein
Fahnengruss und Eidschwur sein!
Und dieses Bändchen, Fahne lieb und traut,
Nimm zum Gedenken von der Fahnenbraut!"


------oooOOOooo------


Hierauf trat Fräulein Therese Maier vor, um die Fahne des Patenvereins mit einem schönen Band zu zieren, wobei sie die folgenden, ebenfalls von Herrn Prälat Haindl verfassten, sinnigen Verse sprach:

"Zwoa Berg ham ma am Tegernsee,
Soll i Enk d'Nama sagn?
Der Hirschberg und der Wallberg san's,
Tuat's Enk net länger plagn.

De Berg, de kaennan alt und jung,
Und alt und jung hams gern,
Und jeda is scho auffigstiegn
Zum Lacha und zum Rern.

Und auf an' jeden steht a' Kreuz,
Auf jeden steht a Haus,
Und Alma san auf jeden drobn,
Und s'Wild geht aa net aus.

Und jeder hat die gleiche Gröss',
Und jeder is gleich alt,
Und jeder hat sei Felsenwand,
Und jeder hat sein Wald.

Und überall ziahgn d'Wolken rei,
Und koan tuat's s'Blitzen weh,
Und oana lacht den andern o'
Und jeder schagt zum See.

Und jeder hat die gleiche Sunn,
Und überall waaht der Wind,
Und koana streitt und koana raafft,
Am Berg, da gibt's kos Sünd!

Uns stinkt amol a' Schnauferlwagn
Und fliagt a Luftschiff nauf,
Na lacht der oa den andern o',
Und sagt: I pfeif da' drauf!

De zwoa, de bleibn, so wia's heut san,
Und koana lasst si biagn,
Und z'sammahaltn teans wia Stoan,
Da gibts koan Streit, koa Z'kriagn.

Und wia de Berg, so san d'Verein,
De gleicha Nama tragn. -
Der Hirschberg und der Wallberg ghörn
Aa' drunt im Tal no' zsamm.

Drum seid's ja aa' der Taufgöd wor'n
Für unsa neue Foh',
Drum tean ma aa' für'n Hoamatgau
A jeda was er ko'.

Des Band soll unsa Eidschwur sei!
Ja, Brüader, gebt's Enk d'Hand:
Da gleiche Sinn des gleiche Herz,
Und aa des gleiche Gwand!

So lang der Wall- und Hirschberg steht,
So lang der Himmi blau,
So lang gibt's nur den oana Ruaf:
D'Hand weg vom Hoamatgau!"


------oooOOOooo------


Hierauf trat Fräulein Kathi Huber vom Patenverein "Die Hirschbergler" vor und heftete das von ihnen gestiftete Band an die Fahne des Festvereins, wobei sie folgendes hübsche Gedicht, dessen Verfasser Herr Georg Stöger von Gmund-Ostin war, zum Vortrag brachte:

"S Wort halten - dös is deutscher Brauch
Und deutsch san unsre Konocha,
Drum hoff ma, dass dö zwoa Verein
Aa halten, was versprocha.

A Freundschaft, dö im Büachl steht,
Dö Freundschaft hat koan Sinn!
A Freundschaft, dö aufs Ganze geht
Dö durchhalt't dick und dünn:

Dö braucht ma, Leutl, sunst is gfait!
Dö brauch ma: Treu und Einigkeit!
Mit Herz und Hand
Dös Fahnaband!"


------oooOOOooo------


Nach ihr widmete Fräulein Amalie Kerndl der Fahne der "Wiener Wallberger" ein Erinnerungsband, das sie mit nachstehendem herzlichen Gedicht, wiederum verfasst vom Herrn Prälat, begleitete:

"In Wean drunt is a Trachtverein,
Der is mit uns verwandt,
Er hat ja ganz die gleichen Bräuch
Und ganz das gleiche G'wand.

Er is aa fast so alt, wie mir,
Und is aa grad so taaft,
Und z'sammahalt't er, grad so fest,
Da werd net g'stri'n und graaft.

Der Kopf denkt boarisch, wia bei uns,
Und s Herz schlagt allwei gleich,
A Mann, a Wort is Weanabrauch
Ob's arm san oder reich.

Des is fei eppas in'ra Stadt,
Wo all's so hochmodern,
Drum ham ma aa de Weana drunt
Am Tegernsee so gern.

Drum freut's uns aa, dass s kemma san
Zu unserm Jubelfest.
Ja, s'is scho so, ös Weana seid's
Heut unsre liabn Gäst.

Sogar die Kindl freun si heut,
Weil koan's vergess'n ko,
Was d'Weana dort am Weihnachtsfest
Für deutsche Kinder to'.

Da habts der Welt so richti zoagt:
Der Weana hat was drin!
Drum freut's mi aa so vui, dass i
Heut Enka Dolmetsch bin.

Da nehmt's des Band, das wir Euch heut
Zum Dank dafür woll'n geb'n,
Ja, nehmt's es und vui Grüass dazua:
De Weana, die soll'n leb'n!"

 

------oooOOOooo------


Hierauf betrat Herr Victor Bielz, der 1. Vorstand unseres Zweigvereins "Die Wallberger" in Wien mit einem prachtvollen Band in den Wiener Stadtfarben weiss-rot das Podium und hielt folgende Ansprache:

Hochverehrte Festgäste, liebe Wallberger!

Als Führer einer Deputation des Zweigvereins "Die Wallberger in Wien" erlaube ich mir unserer ausserordentlichen Freude Ausdruck zu geben, dass es uns vergönnt ist, dem schönen Feste unseres Stammvereins, dem wir seit 33 Jahren in Treue angeschlossen sind, beiwohnen zu können.

Als Zeichen der innigen Freundschaft und der unlöslichen Zusammengehörigkeit, die uns mit dem Mutterverein verbinden, hefte ich dieses Band an Euere Fahne mit dem Schwur, für alle Zeiten, in guten und schlimmen Tagen, in Treue und Liebe dem Rottacher Stemmverein verbunden zu bleiben.

Der Idealismus, der in den Zielen der Trachtenvereine so herrlichen Ausdruck findet, nämlich der Erhaltung der schönen Trachten, Gebräuche und Sitten wird auch von uns in Wien mit Begeisterung gepflegt. Auch bei uns in der grossen Stadt ist das eine schwere Aufgabe, vielleicht noch eine schwerere als bei Euch am schönen Tegernsee. Aber die Begeisterung, für eine schöne Sache zu arbeiten, lässt uns auch dort bemerkenswerte Erfolge erzielen und hat den Namen "Wallberger" eine geachtete Stellung errungen.

Wir grüssen die noch lebenden Mitglieder des Stammvereins auf das Herzlichste, die vor 40 Jahren sich zusammengeschlossen, um ihre Heimattracht hochzuhalten und zu schützen und denen es zu verdanken ist, wenn wir heute hier so viele Burschen und Mädeln in der schmucken Volksstracht sehen. Und wir begrüssen gleicherweise die Jungmannschaft, der es trotz mancher Hemmnisse gelungen ist dem Verein zu einer neuen, so prächtigen Fahne zu verhelfen. Möge sie in dieser stets das Symbol der Einigkeit und des zusammenhaltens erblicken und mäge sie auch die alte Fahne, unter deren Voranflattern sich das grosse Blühen und Wachsen des Vereins vollzogen hat, allezeit in treuen Ehren halten, auf dass der Verein "Die Wallberger" in Rottach unter dem schönen Spruche: "Treu dem guten alten Brauch!" auch weiter gedeihe bis in die fernsten Zeiten. Das ist unser herzlichster Wunsch zum heutigen Feste!"

Die Deputation der Wiener Wallberger


------oooOOOooo------

Hierauf heftete namens der Ehrenjungfrauen Fräulein Agathe Köpf ein hübsches Band an die Fahne und sprach dazu nachstehende, von Herrn Oberlehrer Spöttl verfassten, Verse:

"Werd in der Familie g'feiert a Fest,
Na kemma von alle vier Seit'n die Gäst,'Drum kunnt i's net denka, es war ja ganz aus,
Wenn da dabei fehlet die Tochter vom Haus.

Und dass oa Familie die Wallberger sind,
Des woass hier am Tegernsee doch wohl a jed's Kind,
Drum war's aa net recht, bleibat heut i da weg,
Bescheidenheit waar da am unrechten Fleck.

Doch will mit an langa Gedicht i' neambd plag'n,
Mei Denka und Fühl'n will i' kurz jetzt Enk sagn:
Dass d'Wallberger a neue Fahn kriag'n heut,
Darüber hab i a narrische Freud.

Doch is mit der Freud alloa net all's to,
Ma muass aa no wissen was bedeutet die Foh'.
Sie ruaft, wenn sie flattert: helft's alle treu z'samm,
Halt's fest an die Bräuch, wia's de Alt'n to ham.

Des woll'n ma, mir Jungfrau'n
Und heften zum Pfand
Als äusseres Zoacha
An d'Fahna des Band.

Verbund'n mit der Fahna
In Treu und in Leid,
So woll'n ma stets bleib'n,
Des schwör ,a Enk heut!"


------oooOOOooo------


Aber auch die alte Fahne sollte zur Feier des Tages einen Festschmuck erhalten. Mit folgendem netten Spruch, den ebenfalls Herr Prälat Haindl verfasst hatte, heftete Fräulein Maria Hagn das Band an die ehrwürdige Fahne:

"I muass jetzt no der alt'n Fahn
In's Ohr was staad's nei sag'n:Sie moanan gar, Du waar'st verschnupft,
Weil's Di jatzt nimma Trag'n.

Geh, Schwester, mach koa Falt'n net,
Und tua ma do net rern,
Mir ham Di ja, des woasst ja do,
Ganz g'wiss no grad so gern.

Wenn wo a Fest, a Fahnaweih,
Und wenn's wo oan begrab'n,
Na helf ma aus, bald i , bald Du,
Von zwoa ia oans scho z'hab'n.

Schau, Du bist älter als wia i,
Du halt'st vui mehra aus,

Wenn's regn't, na geh halt Du für mi
Und i? I bleib na z'Haus!

Und wenn amol des Alter kimmt,
Dass Di koan Fuass mehr tragt,
Na steh i ei, so oft's Di trifft,
Da werd nix weita g'sagt;

Und bin i grad so alt wia Du,
Und kimmt a neue Foh,
Na kann a jede von uns sag'n,
I hab des Meine to'!

Drum tua net rern, geh schau mi o,
Kumm, geh ma mitanand,
Du hast ja ganz de gleiche Weih
Und ganz des gleiche Gwand!"

 

-------oooOOOooo------


Zum Schluss des festlichen Aktes trat Fräulein Rosa Hübsch vor und sprach nachstehendes formschöne und ergreifenden Gedicht zu Ehren der Gefallenen, dessen Verfasser wiederum Herr Prälat Haindl war.

"Und noch ein Band soll ich der Fahnen geben,
Ein schwarzens Band, ein schlichtes Trauerband,
Den Helden draussen, die für uns gefallen,
Als letzter Gruss vom treuen Heimatland.

Ein letzter Gruss, Ihr lieben, treuen Brüder,
Einletzter Gruss mit Herz und Mund und Hand,
Zwar ruht Ihr draussen in der fremden Erde,
Fern von der Heimat, fern vom Vaterland.

Und blüht auch keine Blume auf den Gräbern,
Und habt Ihr auch kein Kreuz und keinen Stein,
Und keine Grabschrift: Hört Ihr braven Brüder,
Die Heimattreue soll die Grabschrift sein!

Nicht Zeit und Sturm wird diese Schrift verwischen,
Sie strahlt in deutschen Herzen ewig neu,
Denn ewig fort wird deutsche Lieb erglühen,
Und ewig fort wird glühen deutsche Treu!

Und wenn Ihr selber in der Heimat fallet
Und Eure Enkel um die Grube stehen,
Und wenn im Friedhof vor der neuen Fahne
Die Fahnenbänder noch zum Abschied wehen,

Dann kommen sie, die Brüder, Euch entgegen,
Zum frohen Wiedersehen dort im Heimatland,
Dann leuchtet wieder echter deutscher Friede,
Dann wird zum Siegeszeichen dieses Trauerband!

Trag's in Ehren 40 Jahr,
Trag*s in Ehren immerdar,
Treue unser'n Helden allen,
Die für Land und Gau gefallen,

Die Ihr Bestes hergegeben,
Jugendlust und Jugendleben!
Dies soll, Fahne vom Verein,
Letzter Dank und Eidschwur sein!"

 

Fahnenmutter, Fahnenbraut, Festjungfrauen und Ausschußmitglieder

1. Reihe von unten: Maria Höß, Therese Maier, Frau Therese Rauchenecker, Rosa Hübsch, Marie Strohschneider
2. Reihe: Agnes Hagn, Amalie Kerndl, Julie Reinhard, Kathi Strohschneider, Peter Schiffmann, Maria Hagn, Frieda Baumgartner, Agathe Köpf, Maria Kögl, Simon Adlbert
3. Reihe: Georg Karg, Korbinian Kandlinger, Georg Höß, Johann Jennerwein, Roman Führmann, Georg Feuerer

 

------oooOOOooo------

 

Damit war der mit soviel Mühe vorbereitete, jedoch, wie schon erwähnt, durch den unaufhörlichen Regen so sehr beeinträchtigte Festakt zu Ende. Der Festzug musste sich vorzeitig auflösen und Alles suchte ein schützendes Dach zu erreichen. Im Nu waren die sämtlichen Räume des Gasthofes "zur Seerose" überfüllt. Hunderte konnten keinen Platz mehr finden und es hatte ganz den Anschein, als sollte das weitere Programm des Festes buchstäblich ins Wasser fallen. Viele der am Tegernsee ihren Sommerurlaub verbringenden Fremden, die gekommen waren, um Zeuge eines echten Bayerischen Oberlandler Volksfestes zu werden, sahen sich in ihren Erwartungen bitter enttäuscht.

An einem Aufenthalt im Freien war zunächst nicht zu denken, denn es goss weiter in Strömen. Die Berge waren vollständig unsichtbar geworden und der Festplatz lag verödet und verlassen da.

In den ersten Nachmittagsstunden begann die Sonne ein neckisches Spiel: sie zerriss den Wolkenschleier und lachte freundlich auf den nassen Festplatz herab. In aller Eile wurde dieser, soweit tunlich, wieder in Stand gesetzt; alles strömte in den Garten und bald entwickelte sich ein ungemein lebhaftes und heiteres Treiben. Es wurde ununterbrochen geplattelt und mancher hübsche Volkstanz zur Aufführung gebracht. Jedoch mit des Geschickes Mächten ist kein ewiger Bund zu flechten - mach einer Stunde trieb ein neuerlicher ergiebiger, langandauernder Regen wieder alles in die Flucht. in drangvoll fürchterlicher Enge wartete man diese neue Bescherung ab. Da kam die Sonne zum zweitenmal zum Vorschein, die Musik zog wieder in den Garten und bald darauf lockte sie mit einem schneidigen Ländler Jung und Alt neuerdings ins Freie. Die Berge standen wieder rein und klar da und nun - es war inzwischen langsam Abend geworden - hatte das Wetter endlich Bestand und es herrschte bis in die Nachtstunden hinein ein äusserst fröhlicher Betrieb, der durch keinen Misston gestört wurde, so dass auch der zweite Festtag einen guten Ausklang fand und jeder Teilnehmer in bester Stimmung den Heimweg mit dem Bewusstsein antrat, ein Fest erlebt zu haben, das ihm dauernd in schöner und angenehmer Erinnerung haften wird. Und er genoss auf diesem Heimweg, gewissermassen als leuchtenden Abschluaa des Festes noch das prächtige Schauspiel des im Magnesiumlicht erstrahlenden Riedersteins. Wie dieses stolze Wahrzeichen des Herrgottswinkels in blendenem Weiss von dunklen Nachthimmel sich abhob, das war ein unvergesslicher Anblick!

 

------oooOOOooo------

 

Einige Tage nachher wurde den noch anwesenden Wiener Gästen ein schnell improvisierter urgemütlicher Abschiedsabend im Nebenzimmer des Gasthofes "zur Post" bereitet, bei der eine Kapelle, bestehend aus Anni und Max Kienast, Karl Holl und Georg Bichler, ganz vortrefflich musizierte. Bei lustigen Vorträgen und ausgiebiger Tanzerei, wobei sich die Gattin des Vorstandes des Wiener Vereins, Frau Margarete Bielz und Herr Rupert Rieger (genannt "Dagobert") durch Aufführung eines reizenden alten Steyrertanzes besonders hervortaten, nahm dieser abend einen äusserst animierten Verlauf. Manche Reden wurden geschwungen und Freundschaften geschlossen. Kein Wunder, dass niemand an den Aufbruch dachte, und das der Tag schon graute, als die letzten sich auf den Heimweg machten.

 

------oooOOOooo------


Dieses Buch wurde auf einer Schreibmaschine geschrieben,diese hatten 1929 noch kein ß.

------oooOOOooo------

 


An das hochverehrte Corps Vitruvia!

"Die Wallberger, Verein für Erhaltung der Volkstracht in Egern-Rottach am Tegernsee", denen es zur besonderen Ehre gereicht, ein seit bereits 30 Jahren bestehendes freundschaftliches Verhältnis zu dem hochverehrten Corps Vitruvia unterhalten zu dürfen, das sich auch im vorigen Jahre wieder, gelegentlich des Bundesfestes des Corps in Egern, in überaus herzlicher Weise auswirkte, begehen am 29. und 30. Juni dieses Jahres das Fest ihres 40 jährigen Bestehens.

Wir glauben heute schon hoffen zu dürfen, daß es uns vergönnt sein werde, bei diesem Feste auch das verehrliche Corps Vitruvia als unseren liebwerten Gast begrüßen und mit ihm diesen Gedenktag feiern zu können.

Der Verein hat sich in diesen 40 Jahren mit allen Kräften und mit nicht zu leugnendem Erfolg bemüht, die Erhaltung der Volkstracht im Tegernseer Tale zu fördern, und eine nicht geringe Zahl von berufenen Männern im ganzen weiten Vaterlande hat sein verdienstvolles Wirken anerkannt und weitgehendst unterstützt. Handelt es sich doch hier um eine kulturelle Aufgabe von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Wer je einmal Gelegenheit hatte, in unserer schönen Heimat sich an dem urwüchsigen, kerngesunden Volksleben zu erfreuen, wer gesehen hat, wie sehr die alten Sitten und Gebräuche gehegt und gepflegt werden, mit welchem Stolze Männer und Frauen, Burschen und Mädeln in ihrer farbenschönen, schmucken Tracht einhergehen, dem wird das Herz aufgegangen sein und er wird wünschen, daß dieser bodenständige, köstliche Schmuck unserer herrlichen Bergwelt erhalten bleibe für alle Zeit.

Nun kann leider nicht verschwiegen werden, daß dies heute schwerer geworden ist, wie je. Die herrschende Mode und die Sitten der Stadtbevölkerung nisten sich mehr und mehr auch im Landvolke ein, und nur der rührigen und unermüdlichen Arbeit jener Männer, die sich den Schutz von Tracht und Sitte in den Alpenländern zur Aufgabe gemacht haben, ist es zu danken, daß diese unersetzlichen Kulturwerte nicht schon längst der Vergangenheit angehören.

Da ist es denn begreiflich, daß bei der Vorstandschaft unseres Vereins das Bestreben besteht, dem 40. Stiftungsfest eine besondere Weihe zu geben, um die Mitglieder neuerdings zu festem Zusammenhalt zu ermuntern und neue Helfer zu werben. Zu diesem Zwecke ist geplant, dem Verein eine Fahne zu schenken, was längst der Wunsch Aller ist und als Symbol der Zusammengehörigkeit dem Vereinszwecke ein micht zu unterschätzender Förderer sein würde. Wo die Fahne gezeigt wird - und der Gelegenehiten dazu sind ja so viele -, da sammelt sich Alt und Jung mit Stolz und Freude um sie, und das Bewußtsein, einer schönen Sache zu dienenm wird in ungeahnter Weise neu belebt und gefördert.

Da unser Verein in der Inflationszeit sein nicht unbedeutendes Vermögen verloren hat, reichen jedoch die eigenen Mittel zur Beschaffung der Fahne leider nicht aus. Wie wagen es deshalb, an unsere lieben treuen Freunde heranzutreten und sie um eine kleine Beisteuer zu bitten. Wir sind dessen sicher, daß in erster Linie die verehrlichen Angehörigen  des Corps Vitruvia in der Erinnerung an ihre alljährlich an unserm schönen Tegernsee verlebten frohen Stunden gerne ihre Hand öffnen werden, um den "Wallbergern" zu einem würdigen Panier zu verhelfen. Und wir bitten sie darum alle herzlichst um ein Scherflein, das wohl jeder der freundlichen Spender in Anerkennung dessen, was der Verein bisher zur Erhaltung von Tracht und Sitten geleistet hat, gerne geben wird.

Im voraus allen Helfern ein herzliches treu-bayerisches "Vergelt's Gott" zurufend, verbleiben wir mit vorzüglicher Hochachtung und deutschem Gruß

Die Wallbergr, Verein für Erhaltung der Volkstracht Egern-Rottach

Peter Schiffmann, 1. Vorstand

Egern-Rottach, im April 1929

 

------oooOOOooo------

 


München, Ostern 1929

Meinen Gruß zuvor!

Liebe Corpsbrüder!

Gerne habe ich, als wohl ältestes außerordentliche Mitglied der "Wallberger", es übernommen, deren Bitte um ein Scherflein zu der neuen Jubiläums-Fahne im Einverständnis mit der Vorstandschaft unseres Philister-Vereines an die Philister und Aktiven unserer lb. Vitruvia weiterzugeben.

Eine besonders fröhliche und gehobene Stimmung vergoldet stets unseren nun seit 35 Jahren ständig an den Tegernsee stattfindenden Bundesfest-Ausflug. Ist diese Stimmung auch in erster Linie durch die Lieblichkeit der Natur, die wir Städter so hoch schätzen, und durch das befriende Wegfallen einengender gesellschaftlicher Pflichten gegen unsere alltägliche Umgebung veranlaßt, so verleiht andererseits unser Empfang durch die "Wallberger" und deren Teilnahme am Tanzabend oder Frühschoppen unseren Veranstaltungen eine eigenartig bodenständige Weihe. So ist die beseligende Erinnerung an unsere Bundesfest-Ausflüge nicht möglich, ohne auch der gemeinschaftlich mit den "Wallbergern" verbrachten schönen Stunden zu gedenken.

Hauptsächlich aber darf eines nie vergessen werden, was wir Vitruven den "Wallbergern" so besonders hoch anrechnen: Wie erhebend und schön haben die "Wallberger" unsere teueren Toten des Weltkrieges geehrt, daß sie im Jahre 1919 auf der Ehrentafel ihres so reizvollen Bildstöckels auf der majestätischen Höhe des Wallberges mit ihren Toten auch unsere gefalleneen Corpsbrüder namentlich verewigt haben.

Darum, lb. Corpsbrüder, sendet - wenn Ihr auch nicht Mitglieder der "Wallberger" geworden seid - bald ein Scherflein für die Jubiläumsfahne, um damit die so anerkennungswerten, von uns so geachteten Ziele der "Wallberger" zu unterstützen und kommt, wenn irgend möglich, zur Jubiläumsfeier am 29. und 30. Juni nach Egern, aber mindestens zum heurigen Bundesfest-Ausflug!

Aufrichtiger Dank der "Wallberger ist Euch gewiß.

Die Spenden wollen mit anliegendem Postscheckformular an Conphilister Adelung gesandt werden. Der Gesamtbetrag der Sammlung wird im Namen des Corps dem Verein "Die Wallberger" in Einem übergeben.

Mit corpsbrüderlichem Gruß

Georg Martin

------oooOOOooo------